Evidenz & Studien

Wie digitale Innovation die Physiotherapie unterstützt – unsere Studie mit Asklepios

Jonas

Im deutschen Gesundheitswesen ist die physiotherapeutische Versorgung ein zentrales, aber oft unterschätztes Thema. Während die Zahl der chronischen Erkrankungen und der Patienten zunimmt, fehlt es an qualifiziertem Fachpersonal. Gleichzeitig ist der Arbeitsalltag vieler Physiopraxen geprägt von eng getakteten Behandlungsintervallen, hoher Dokumentationslast und einem Mangel an sichtbarer Wirkung, während Patientenzahlen und chronische Erkrankungen zunehmen. Besonders in solchen Situationen ist es schwer, die Motivation der Patienten kontinuierlich aufrechtzuerhalten.

In Zusammenarbeit mit dem Asklepios Klinikum Hamburg beschäftigte sich eine Forschungsarbeit genau mit dieser Problematik. In dieser Untersuchung wurde erforscht, inwiefern der gezielte Einsatz des digitalen Tools „Physiofit” dazu beitragen kann, die Motivation der Physiotherapeut:innen zu steigern und den Therapieerfolg der Patient:innen zu verbessern. Die Analyse der Rahmenbedingungen sowie die inhaltliche Diskussion der empirischen Forschung bieten wertvolle Einblicke zu dieser Forschungsthematik. Dabei prägt die Perspektive von Erik Dahms, Fachbereichsleiter Physiotherapie und Autor der Arbeit, die gesamte Studie und ermöglicht einen seltenen Einblick in die strukturellen Herausforderungen der Branche.

Herausforderungen im physiotherapeutischen Alltag

Physiotherapeut:innen wissen genau, welche Maßnahmen eine schnelle Regeneration begünstigen. Systembedingte Vorgaben erschweren jedoch die Umsetzung im Arbeitsalltag. Dahms betont, dass viele Therapeut:innen frustriert sind, weil sie unter ständigem Druck stehen, den Patient:innen in der begrenzten Behandlungszeit gerecht zu werden. Hinzu kommt, dass die mangelnde Umsetzung therapeutischer Empfehlungen durch die Patient:innen sowie eine dauerhaft hohe Arbeitsbelastung die Einführung neuer Arbeitsweisen zusätzlich behindern.

Diese Gründe werden durch eine systematische Literaturrecherche bestätigt. Auf Basis von 19 systematischen Reviews und 205 randomisierten Studien von Torp und Bergheim (2023) wird deutlich, dass bis zu 70 % der Patient:innen Heimübungsprogramme nicht wie empfohlen umsetzen. Diese geringe Adhärenz ist nicht nur frustrierend für Therapeut:innen, sondern wirkt sich auch auf den Behandlungserfolg der Patient:innen und die Arbeitszufriedenheit der Therapeut:innen aus.

Entlastung durch hybride Therapieansätze mit digitalen Tools

Hybride Therapieansätze verbinden persönliche Betreuung mit digitalen Tools. Die Physiofit App setzt genau an dieser Schnittstelle an. Die digitale Lösung ersetzt keine persönliche Betreuung, sondern dient als sinnvolle Ergänzung. Die App wurde in der Forschung am Asklepios Klinikum direkt eingesetzt und spielte damit eine zentrale Rolle in der konkreten Erfahrung der befragten Therapeut:innen.

Dahms erklärt: “Wenn mir digitale Tools unmittelbar zeigen, ob meine Patient:innen wirklich üben, dann habe ich als Therapeut das Gefühl, dass meine Arbeit tatsächlich etwas bewirkt. Das ist nicht banal, das ist elementar.

Ein häufig unterschätzter Faktor in der Diskussion um Digitalisierung im Gesundheitswesen ist die tatsächliche Nutzbarkeit im Alltag. In der Analyse hebt Dahms hervor, dass viele digitale Angebote genau an dieser Stelle scheitern: Sie sind zu komplex, nicht selbsterklärend oder erfordern Schulungen, die in der Realität nicht stattfinden.

Ein Tool ist nur dann eine Hilfe, wenn es einfach zu bedienen ist. Und wenn es in die Praxis eingeführt wird, dann muss es aktiv erklärt und gemeinsam mit dem Team verankert werden. Sonst bleibt es eine App auf einem iPad, die niemand öffnet“ (Erick Dahms).

Genau hier konnte Physiofit in der Praxis überzeugen. Die Plattform bietet nicht nur eine intuitive Benutzeroberfläche, sondern wird im Rahmen der Einführung auch aktiv durch das Physiofit-Team begleitet. Schulungen, technische Onboardings und ein enger Support sorgen dafür, dass Therapeut:innen das Gefühl haben, ein Werkzeug an die Hand zu bekommen – nicht eine weitere Aufgabe.

Die Rückmeldungen im Rahmen der Arbeit zeigen deutlich, dass die einfache Bedienbarkeit und die klar strukturierte Oberfläche in der Physiofit App besonders positiv bewertet wurden. Auch die Möglichkeit, Fortschritte direkt im Patient:innen-Dashboard zu verfolgen und gezielt Kommunikationsimpulse zu setzen, stieß auf positive Resonanz.

Resume: Der Therapeut führt – digitale Tools begleiten

Dass diese digitale Unterstützung nicht nur die Patient:innenbindung stärkt, sondern auch auf Seiten der Therapeut:innen eine positive Wirkung entfaltet, ist eine der zentralen Erkenntnisse der Arbeit. Wenn motivierende Faktoren wie Kompetenzerleben, Autonomie und Rückmeldung gefördert werden, steigt nicht nur die Effektivität, sondern auch die emotionale Verbundenheit mit der Arbeit.

Dahm macht deutlich, worauf es ankommt: „Physiotherapie lebt von der Beziehung zwischen Mensch und Mensch. Aber diese Beziehung braucht gute Rahmenbedingungen. Wenn ein digitales Tool mir Freiraum schafft, Überblick gibt und die Therapie strukturierter macht, dann macht es meinen Beruf nicht unpersönlicher, sondern stärker.

Natürlich ersetzt eine App keine Therapie. Aber sie kann helfen, die Bedingungen zu verbessern, unter denen gute Therapie stattfinden kann. Sie kann Patient:innen helfen, dran zu bleiben. Und sie kann Therapeut:innen helfen, das zu sehen. Dies zeigt die wissenschaftliche Auseinandersetzung, die in dieser Arbeit stattgefunden hat. Sie ist kein abschließender Beweis, aber ein eindrucksvolles Plädoyer für ein neues Verständnis von digitaler Unterstützung: nicht als Selbstzweck, sondern als gezielte Entlastung in einem System, das an seine Grenzen stößt.

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